Sei ein Täter - kein Opfer

Jakobus 1,19-2                  
Jakobus liebt seine Menschen, er spricht sie auch mit „meine geliebten Brüder“ an. Wobei ich hier noch bemerken will, dass wir im griechischen Kontext auch das Wort adelfoi (wörtlich Bruder) haben. Dies kann man auch mit Geschwister übersetzen, nicht nur mit Brüder, somit ist die weibliche Form in diesem Satz miteingeschlossen. Er drückt damit seine Liebe zu der Gemeinde aus. So auch zu dir. Wenn man seine Brüder oder Geschwister liebt, dann ermahnt, ermutigt, man sie. Genau dies tut Jakobus in diesem Vers. Er ermahnt seine Geschwister, er ermahnt mich und dich, wir sollen schnell im Reden und langsam im Sprechen und langsam im Zorn sein. Dies sind Worte, welche wir im ganzen Alten und Neuen Testament immer wieder finden. Lies zum Vergleich Prediger 5,2
Wie oft denkst du, dass du schon weisst was der andere sagen will, bevor er sich überhaupt ausgesprochen hat. Dies liegt auch in der Natur des Menschen. Ich bin doch immer ungeduldig und es muss doch immer schnell, schneller und noch schneller gehen.
Es ist etwas, dass jeder Mensch lernen muss. Wie schnell sind Worte gesprochen, welche ich im Nachhinein bereuen. Der Schriftsteller Zeno aus der Antike hat mal gesagt: “Wir haben zwei Ohren und einen Mund, damit wir mehr hören und weniger reden“1 Jakobus geht auch darauf ein, ich soll langsam sein im Zorn. Wie schnell ärgere ich mich und rege mich über andere Menschen oder Situationen auf? Jakobus ermahnt mich hier, das ich auch keinen flammender Zorn haben sollten.
Was genau ist dieser flammende Zorn? Was ist damit gemeint? Was bedeutet dies für mein Leben im Alltag?
Im griechischen kann man von zwei verschiedenen Bedeutungen von Zorn unterscheiden.


1. Vom menschlichen Zorn, aus einer Handlung im Affekt und


2. Dem Zorn Gottes als vergangenes, gegenwärtiges und zukünftiges Strafgericht Gottes.
Diese Stelle ist eine sehr interessante Stelle, denn der Vergleich mit dem Menschenzorn und der Gerechtigkeit enthält Pulver. Warum? Es gibt Leute, die behaupten dass ein Heiliger Zorn erlaubt ist. Nur meine Frage ist dann, kann ein Mensch einen heiligen Zorn haben? Als Jesus zornig wurde, wandte oder kämpfte er mit seinem „heiligen“ Zorn gegen Satans Versuchung.2 Diese Stelle sagt aus, dass Menschenzorn Sünde ist, da sie der Gerechtigkeit Gottes nicht entspricht. So bleiben die meisten Menschen, grobe Sünder, egal ob mit oder ohne heiligem Zorn.3 Wenn wir einen heiligen Zorn haben könnten als Menschen, dann müssten wir ja so wie Jesus werden oder sein. Dies sollten wir nach der Aufforderung Jesus4, mit aller Kraft anstreben, werden es aber in dieser Welt wohl kaum oder nie vollständig erreichen.


Was heisst dies nun für meinen Alltag? Ist Zorn erlaubt? Ich denke nicht, dass Zorn erlaubt (im Sinne dass es nicht der Wille Gottes ist, dass wir zornig sind) ist. Oftmals ist es eine billige ja sogar all zu fromme Ausrede einen heiligen Zorn haben zu dürfen. Wir müssen lernen uns selber zu beherrschen. Wenn uns jemand ärgert, nicht gerade voll wütend zu werden. Nehmen wir uns doch hierbei Jesus als Beispiel. Ich weiss nicht ob du den Film „The Passion“ gesehen hast. Er drückt einmal mehr aus, wie Jesus all diesen Spott auf sich nahm und stets in Liebe reagiert hat. Ja er betet sogar noch um Vergebung für seine Straftäter. Er wurde nicht zornig, darüber, dass man ihm ins Gesicht spuckte,  misshandelt und kreuzigte.
Das griechische Wort für Unsauberkeit bedeutet: Wachs in den Ohren haben. Wenn wir denken, dass wir wenn wir Wachs in den Ohren haben dass Wort Gottes nicht mehr hören können. So verstehen wir was Jakobus seinen geliebten Geschwistern damit sagen wollte. Die Sünden machen uns Taub, für das Hören der Wahrheit Gottes.5
Jakobus fordert uns auf, reinen Tisch vor Gott zu machen. Mit allem aufzuräumen, was eben unsauber und boshaft ist. Dies ist ein sehr direkter Aufruf und gilt absolut ernst zu nehmen. Ich darf nicht länger in bewusster Sünde leben. Ich möchte lernen, die Sünde nicht mehr in meinem Leben zulassen, ja ich möchte sie sogar hassen, ohne den Menschen (mich) zu hassen.
Ein Täter ist ein Erfüller, d.h. einer der dem Gesetz gehorcht.
Dies ist ein sehr interessanter Aspekt. Es geht Jakobus nicht darum, dass seine Geschwister noch mehr Programm tun, oder mehr in den Gottesdienst gehen, sondern dass sie beginnen der Wahrheit Gottes zu gehorchen. Es geht nicht, dass wir nur durch hören gerettet werden können. Wenn wir dass glauben dann, so Jakobus, betrügen wir uns selber. Gottesdienst besuchen und in der Bibellesen macht alleine noch nicht das gesamte Christ sein aus! Alles was wir gehört haben will in die Tat umgesetzt werden.6
Dies jedoch sollte nicht in einem Aktivismus und in einer Programmorientierten Lebensweise enden. Sondern vielmehr sollte es zum Lebenssil werden, dass ich das was Gott in seinem Wort sagt, in meinem Alltag umsetze und tue. Dies ist die grosse Herausforderung und gleichzeitig die zeitliche Entlastung von sovielen Menschen von uns, die wie vom Teufel gejagt von einem zum nächsten Termin rennen.
Der Spiegel zeigt, den Menschen wie sie sind. Dies wird gezeigt durch das Wort Gottes, welches die harte Wahrheit spiegelt. Hier fängt das Problem an, der Spiegel nimmt kein Blatt vor den Mund. Man sieht sich wie beschmutzt man ist durch die Sünde. Wer sieht sich selbst gerne nicht gut, beschmutzt unrein oder so ähnlich? Es ist klar, dass wenn Gott einem aufzeigt woran man arbeiten sollte, dass es immer noch unsere Entscheidung ist, ob wir es tun wollen oder nicht. Das hier natürlich niemand gerne herein schaut ist wohl klar. Denn ich habe es nicht gerne, wenn ich mir Schwäche eingestehen muss. Ich habe es nicht gerne, mich belehren zu lassen. So komme ich in einen Konflikt mit Gott selber. Darf Gott mich tadeln? Darf Gott mich darauf aufmerksam machen, dass ich in gewissen Punkten in Sünde lebe? Wie sieht das ganze bei mir und bei dir aus? Lässt du dir von Gott in dein Leben reden? Lässt du dich von Gott zeigen, wo du nicht nach seinem Willen lebst? Gibt es Momente in denen du Gott lieber gar nicht hören willst?
Im griechischen heisst es, dass wir uns im Spiegel genau und aufmerksam betrachten, dann aber bewusst vergessen. Das würde heissen, dass wir es eigentlich bewusst sind und es trotzdem vergessen, weil wir es vergessen wollen. Wir wollen nicht an unsere Fehler und Schwächen erinnert werden.
Dieser Text gibt sehr viel Diskussionsstoff her. Deshalb hier ein paar Fragen  über die du nachdenken kannst.


Wie kann ich meinen Zorn in den Griff bekommen?
Wie lege ich all diese Unsauberkeiten (alles was nicht nach dem Willen Gottes ist) ab?
Was heisst es Täter zu sein? Ganz konkret von Montag bis Sonntag? Wo kann ich Täter sein?
Bin ich bereit an mir selber zu arbeiten? Bin ich bereit, dass andere mich korrigieren? Bin ich
bereit konstruktive Feedbacks von anderen entgegen zu nehmen, um in meinem Leben
vorwärts zu kommen?


   
1     Zitat von W.Barclay in seinem Kommentar des Brief des Jakobus. S.58
   
2      Das grosse Bibellexikon vom R. Brockhaus Brunnen, Band 6 S.2689
   
3     Vgl. Edition C Kommentar Jakobusbrief S.37
   
4     Matth. 5,48
   
5     Vgl. William Barclay in seinem Kommentar zum Brief des Jakobus     S.59/60
   
6     Vgl. William Barclay in seinem Kommentar zum Brief des Jakobus S.61/62

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das dreifache Gebot der Liebe

David kämpfte gegen Bären und Löwen

Allein kommt man weit - zusammen kommt man weiter